Florenz als Tagungsort, das Tempo reale, EX3, Q4 und CEMAT als Kooperationspartner, die Villa Strozzi mit dem wunderbaren Park als Veranstaltungsort und Refugium gleichermassen … all diese Rahmenbedingungen waren schon hochkarätige Garanten für eine intensive und höchst inspirierende Tagung.

florenz

Nicht nur die Teilnehmerzahl überstieg alle Erwartungen. Auch  an Internationalität mangelte es nicht. Aus ganz Europa, dazu USA, Mexico und Neuseeland waren ambitionierte Komponisten, Audiologen, Akustiker, Sounddesigner, Psychologen, Anthropologen, Pädagogen und  Architekten angereist um interdisziplinär auf dem Symposium „Keep an ear on …“ zu diskutieren.  Das Programm  umfasste Seminare und Vorträge, Installationen, Videos, Soundwalkes, Diskussionen  und Konzerte. Das Symposium begann mit einem Auftakt am 19.Mai 2011 im EX 3 (Viale Gia nnotti 81/83/85) mit einem Empfang voller Klangerlebnissen. Die Installationen und Videos faszinierten von Anfang an .Reger  Gesprächsaustausch, eine hohe Aufmerksamkeit für die Details und von Anfang an offene Ohren machten diese dichte Präsentation mit allen Sinnen erlebbar.

Ein Soundwalk schaffte die Brücke zum zweiten Teil der Installationen im SUC Le Murate, Piazza della Madonna della Neve. Die Intensität des Ortes und die der Installationen ergänzten sich optimal und verlängerten das Verweilen auf besondere Art. Lange Gespräche schlossen sich an. Ein gelungener Auftakt!

opening

Anderstags fang die Eröffnung des Symposiumsin der Villa Strozzi – in einem Landssitz, ehemals vor den Toren der Stadtgelegen- statt. Archtitektonisch eine Symbiose zwischen alter Bausubstanz einer Orangerie und gläsernen Körpern konnte es kaum einen inspirierenden Raum geben. Spannung und Gelassenheit, Eleganz und Sparsamkeit prägten die Atmosphäre.

Diedoppelgleisig stattfindenden Vorträge und Seminare begannen jeweils um10:00 und erstreckten sich bis gegen 18:00 Uhr. Konzerte rundeten das Programm ab.

Bei ausgezeichneter toskanischer Küche,Wasser und Wein wurde weiter diskutiert bis tief in die Nacht.

Die unaufdringliche Präsenz der Aufforderung “Keep an ear on  …“ verband aktuellste Probleme und Fragestellungen klangökologischer Denkungsart und Geschichte. Inhaltliche Bögen wurden gespannt in Themenbereichen, die den Respekt vor Klang und Landschaft, die Skepsis vor der Kommerzialisierung von Stille, die Spiritualität von Klangwelten, die Angst vor dem Verlust von Klang, die Freude an ästhetischem Spiel, die Ehrfurcht vor der Schöpfung, die glasklare Analyse von Klängen im öffentlichen Raum, die kartografischen Erfolge im lebendigen Umgang mit Klang und die kompositorischen und pädagogischen Anstrengungen des Alltags umfassten – um nur Eckpunkte des Diskussionsfeldes zu nennen.

Jeweilige Vertiefungen und Gegengewichte stellten die Soundwalks und Konzerte dar. Hohe Konzentrationen des Zuhörens gepaart mit dem nicht enden wollenden Gesang der Vögel im Park machten sie zu einem besonders tiefen Erlebnis. Die politische Dimension schimmerte überall hindurch und verdichtete sich in der Bitte der Präsidentin des FKL  Gabriele Proy, vor ihrer Komposition Kimochi (japanisch „Atmosphäre“), die durch langjährige  japanische Freundschaften und den Geist  der Orte Tokyo, Kyoto und Hirosaki inspirierte worden war, der durch Erbeben und Reaktorkatastrophe geschädigten Kolleginnen und Kollegen zu gedenken. Stille  - von höchster Qualität.

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Der letzte Tag kam zu schnell – für alle. Glücklicherweise bildete auch hier vor dem Abschiednehmen die Komposition „Echi“ als Gesamtkunstwerk im Park eine Brücke wieder zurück in die Welt jeder/jedes Einzelnen. Schön wäre es gewesen, die Klänge noch länger festhalten zu können. Wahrscheinlich nahm jeder sowieso sein inneres Echo des Symposiums mit.

Dem Team um Francesco Michi höchstes Lob für die unendliche Arbeit und die spielerische Leichtigkeit, mit der derKongress stattfand. Mille, mille grazie!

AnkeHaun, 13.6.2011